Wie krank ist Liebe wirklich?

Wir alle, also damit meine ich uns Hundebesitzer, lieben unsere Hunde wirklich. Ja, ich bin mir sicher, wir alle lieben unsere Hunde. Also, wenn ich sage alle, dann meine ich wirklich alle Besitzer eines Fellknäuels auf vier Pfoten. Umso mehr verwundert es mich, was mir in manchen Hundeforen so begegnet. Wenn eine hilflose Welpenbesitzerin die Frage stellt, warum ihr Welpe nicht zur Ruhe kommt, und man sich durch die, wohl gut gemeinten Ratschläge liest, fragt man sich, ob man sich in einem Forum für Hunde oder in einem Dominastudio befindet.

Bevor ich ein paar der Antworten vorwegnehme, einmal meine Sicht auf die Dinge,wenn ich eine solche Frage gestellt bekomme. Bevor ich darauf antworte, möchte ich erst noch ein paar Dinge wissen. Das beginnt mit der Beschäftigung, den Ruhezeiten, der Fütterung, den Stressoren, etc.

Erst wenn man hierüber Auskünfte erhält, kann man seriös antworten. Im Regelfall, so meine Erfahrungen, kommen Welpen nicht zur Ruhe, weil sie vollkommen überbeschäftigt werden. Somit ist es an und für sich in 95 Prozent der Fälle,  schon alleine damit getan, dass man die Beschäftigung reduziert und für mehr Ruhezeiten sorgt.

Aber zurück zu unseren gut gemeinten Ratschlägen.

Es heisst nicht umsonst: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.

Selten bestätigt sich dieser Spruch so, wie in Hundeforen. Man muss also nun den Hund, der mit seinen gut 10 Wochen ganz klare Anzeichen von Dominanz zeigt und durch sein Verhalten im Rang aufsteigen will, unterwerfen. Wenn er also wieder auftreibt, schickt man ihn auf seinen Platz, – und wenn das nicht hilft, muss man ihn am Boden fixieren, bis er entspannt.

Hierzu folgt eine genaue Beschreibung: „Pack ihn mit einer Hand im Nacken, mit der anderen hältst du die Beine fest.“ Gesagt, getan! Die Besitzerin kommentiert also nun, ein paar Stunden später, dass sie den Welpen nun fixiert hat und er sich gewehrt hat wie ein Irrer, gequietscht und geschrieen. Aber, nach einer gewissen Zeit, siehe da! Er hat sich entspannt.

Auf den Gedanken, dass sich ein 8 Kilo Welpe nach minutenlangem Kampf gegen einen zehnmal so schweren Menschen, den er kaum kennt, einfach hilflos und völlig erschöpft seinem Schicksal ergibt und sich wohl noch denkt : „Das war es jetzt mit mir, der tötet mich“ kommt natürlich keiner.

Denn man liebt ja schliesslich seinen Hund. Und wenn ich meinen Hund liebe, muss er ja schließlich wissen, dass ich es ihm nur gut meine! Wirklich?

Nun wird man, da man seine Wrestlingkünste und seine Kraft an einem Welpen demonstriert hat, als Held gefeiert. Der Post wird bejubelt und sich über den Welpen lustig gemacht, in dem man sagt, der müsse eben wissen, wer der Chef ist, der kleine Scheisser. Gefolgt von ein paar Lachsmileys und der Aussage, dass das gesamte Haus und die Nachbarschaft wohl denken wird, dass es Welpe zum Mittagessen gäbe, da er gequiekt hat, als würde man ihn schlachten. Lachsmileys! Da man nun sein Fachwissen, quasi durch Learning by doing, wunderbar unter Beweis gestellt hat, kann man sich auch gleich aufschwingen und sein Wissen an andere weitergeben.

„Das Fixieren hab ich bei meinem auch versucht. Aber egal wie fest ich ihn halte, er erwischt mich immer!“ Ein guter Wrestler weiss was zu tun ist: „Dann schmeiss dich mit dem ganzen Körper drauf! Hauptsache du gewinnst!“ Gewinnen? Gegen wen denn? Gegen ein 8 Kilo leichtes Baby?

Wo ist sie hin, die Liebe? Ich dachte, wenn man liebt empfindet man Empathie?

So eine Form der Liebe muss pathologisch gestört sein.

Geschockt, ob dieser geballten Empathielosigkeit, gehe ich zum nächsten Eintrag. „Der Arschlochhund hat doch tatsächlich die Schuhe zerbissen. Die hab ich ihm jetzt erstmal um die Ohren gehauen!“ Seltsamerweise entbrennt eine Diskussion um das Wort Arschlochhund. Dass man einem Hund keinen Schuh in die Fresse haut, auf diese Idee scheint keiner zu kommen. Schließlich muss ja Strafe sein.

Aber Arschlochhund? Ich glaube den Hund wird dieser Ausdruck wohl weniger stören, als das Profil eines Winterstiefels im Gesicht. Ich könnte euch noch ganz viele dieser Beispiele aufzählen.

Aber ich bin es leid.

Ich möchte erst mal ein sachliches Fazit ziehen: Menschen sind so sehr bedacht darauf, ihren Tieren etwas Gutes zu tun,dass sie gar nicht auf die Idee kämen, dass das, was sie da machen, schlecht ist. Liebe kann weh tun. Wer es bei dieser Sachlichkeit belassen möchte, der möge nun bitte weg klicken. Wer es etwas emotionaler und mit einem Blick in mein Herz lesen möchte, dem gebe ich hier mein ungefiltertes Fazit.

Ich bin es leid, dass Menschen sagen, dass sie ihre Hunde lieben und vor lauter Liebe gar nicht mitbekommen, wie sie ihre Hunde misshandeln. Ich hab die Schnauze voll von diesen Menschen, die anderen ihren geistigen Durchfall mit auf den Weg geben und sie ebenfalls dazu anleiten, wie sie ihre Hunde misshandeln sollen.

Sagt mal ganz ehrlich: Seid ihr so hohl in der Melone, oder wer hat euch diesen Mist erzählt? Welche Qualifikation hat derjenige, der euch diese Rudelprinzipsscheiße aufgetischt hat?

Nein, ich habe seit dreissig Jahren Hunde, ist KEINE Qualifikation. Es ist ein Armutszeugnis, wenn jemand dreissig Jahre Hunde misshandelt und es immer noch nicht geschnallt hat.

Fangt doch endlich mal an, eure drei Kerzen in der Rübe anzuzünden, um wenigstens ein bisserl Licht in den Hohlraum einkehren zu lassen, wo unsereins ein Gehirn hat. Wer es nötig hat, einen Hund derart zu behandeln, der erzieht nicht nach dem Rudelprinzip (das übrigens nur eine Erfindung von ähnlich dummen Menschen, wie euch ist, um den Begriff der Tierquälerei zu schönen), sondern der ist eine ganz erbärmliche, traurige Wurst und hat es überhaupt nicht verdient, ein tolles Wesen wie den Hund in seinem Haus zu haben. Und zum Abschluß gebe ich euch noch einen Tipp mit. Diesen „gewaltfrei zu Hunden, aber bei Menschen haperts“ Mist, könnt ihr stecken lassen. Ich liebe Hunde, das impliziert aber nicht, dass ich freundlich zu Leuten sein muss, die Hunde mies behandeln.

Ich neige zu ehrlichen, geraden Worten und wenn mich jemand anwidert, dann sage ich ihm das auch. Alles andere ist nicht gewaltfrei, sondern verlogen. Also genau das was ihr seid, wenn ihr behauptet euere Hunde fühlen sich wohl. Und so wie ihr, so will ich definitiv nicht sein.

 

Quelle: Canis-Pacalis.de

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